Was zieht die Braut heute an?
Die Wahl des richtigen Kleides ist so einfach wie nie: everything goes! Und damit so schwierig wie nie, denn die Auswahl an Traumroben ist gigantisch. Kate Middleton hat bei ihrer Hochzeit mit Prinz William einen Run auf spitzenbedeckte Dekolletés ausgelöst, der sich gerade für herbstliche und winterliche Hochzeitsfeiern bestens eignet! Die schmal fallenden, bodenlangen, Kleider in zart schimmernden Stoffen sind hochgeschlossen oder dekolletiert begehrt. Diese Saison trägt die Braut sie am liebsten mit mit farblichem Gürtel in der Taille. Hier kommt die Lieblingsfarbe der zukünftigen Hausherrin zum Einsatz: "Dieses Jahr wollten viele meiner Kundinnen den Gürtel oft in orange-schimmerndem Lachsrot", sagt Susanne Gerwat, Inhaberin von Cinderella in Eilbek. "Gerne werden die Schuhe dazu im gleichen Farbton gefärbt, manchmal auch Krawatte und Einstecktuch des Bräutigams". Doch Vorsicht - bei farbigen Gürteln muss die Taille schmal sein. Jeder einzelne Zentimeter der die 70 auf dem Maßband überschreitet, sollte ehrlich begutachtet werden. Zeigt das Maßband eine Zahl über 75 cm, bitte ein anderes Model wählen!
Weil viele große Brautaustatter hauptsächlich das Standardmodell mit herzförmigem Ausschnitt und weitem Rock führen, kommen all die Bräute, die ihren eigenen Stil auch während der Trauung behalten möchten, in ein Atelier. Brautspezialisten wie Cinderella Traumkleider oder Hello Couture fertigen Kleider in perfekter Passform, in denen die Braut einfach umwerfend aussieht. Aufgenähte Rosen auf dem Rock und am Ausschnitt sind bei allen Figuren und Größen beliebt - eine Tüllrose im Haar sieht sehr romantisch dazu aus.
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"Unsere Kundinnen haben dieses Jahr besonders auf ein Kleid mit schmalem Oberteil und bodenlangem Rock, der von knapp 30 Tüllblüten umrahmt wird, gestürzt", sagt Telsche Braren, die zusammen mit Susanne Gröhnke das Atelier Hello Couture führt. In ihrem Atelier im Weidenstieg hängt ein Traumkleid neben dem anderen, viele bodenlang und eher schlicht, aber auch knielange sind dabei - eins mit Faltenrock gehört auch zu den Bestsellern. "Das fertigen wir auch in Größe 44 und es sieht dabei immer noch toll aus". Die Kundinnen aus Hamburg mögen es eher schlicht und tragen am wichtigsten Tag in ihrem Leben eher flachere Schuhe.
Ganz weich und luftig und trotzdem wärmend ist die locker gestrickte Mohairstola, die sich die zart um die Schultern der Braut schmiegt. Sehr cool präsentiert sich auch ein bodenlanges, seitlich hochgeschlitztes Kleid, das mit lauter funkelnden Glasperlen besetzt ist. Beide Ateliers fertigen auch zauberhafte Meerjungfrauenkleider, deren kleine Schleppe sich erst beim Schreiten zeigt. Tiefe Rückenauschnitte sind ebenfalls ein beliebtes Detail geworden - das jedoch nur bei maßgefertigten Kleidern in Form bleibt und hält. Für sehr schlanke Bräute kommen möglicherweise auch Kleider mit einem federbesetzten Rock infrage.
Je schlichter das Kleid, desto prachtvoller wird oftmals der Kopfschmuck; da darf es glitzern und funkeln, was das Zeug hält. Glitzernde Haarreifen erinnern ebenfalls an Prinzessinnen - einmal Königin sein! Beliebt sind auch tiefe Rückenausschnitte, die die Braut von hinten phantastisch aussehen lassen. Für sehr schlanke Bräute kommen möglicherweise auch Kleider mit einem federbesetzten Rock infrage.
Das Kleid bitte nicht erst in letzter Sekunde auswählen, da es viele Entscheidungen nach sich zieht: Unterwäsche, Strümpfe mit Strumpfband, Schuhe, Haarschmuck, Schleier... Fast alle heiratswilligen Damen verlieren durch den Stress der Vorbereitungen vor ihrer Hochzeit an Gewicht. Es lohnt sich also, das Brautkleid erst drei Tage vor der Hochzeit in der Körpermitte abzustecken und der schmaleren Figur anzupassen. Sonst hängt das gute Stück am Ende wie ein nasser Sack an der allerschönsten Frau des Abends und sorgt für hängende Mundwinkel - und das hat die Herzensdame nicht verdient!
Heiratet die Dame eine Frau, wählt sie vielleicht eher einen weißen, zart schimmernden Hosenanzug. Eine Blume am Revers wirkt auch hier sehr festlich und romantisch.
Wegweiser für Brautkleider-Figurtypen
Für jede Figur gibt es das perfekte Kleid, völlig egal, ob die zukünftige Hausherrin klein oder groß, dick oder dünn ist. "Unsere Kundinnen stehen zu ihrer Figur und wissen selbst recht gut, was sie mögen und was vorteilhaft für sie ist", sagt Telsche Braren. "Auch kräftigere Bräute mögen gerne taillierte Kleider, die Rundungen unterstreiche und gut sitzen. Hänger verkaufen wir gar nicht".
- bei schmalen Schultern und weiblichen Hüften (A-Form) betont man das Dekolleté und trägt einen weit ausgestellten Rock
- bei sehr ausgeprägten Kurven mit viel Busen und Po und schmaler Taille (X-Form) unterstreicht die Fischschwanz-Optik die Figur am besten, also ein eng anliegendes Kleid, dass ab dem Knie weit wird.
- ein runder Körper mit viel Busen, Bauch und Hüfte (O-Form) gewinnt durch die Betonung des Dekolletés und hochgezogener Taillennaht
- sportliche Frauen mit breiten Schultern und üppigem Dekolleté (V-Form) wirken gut in ausgestellten Röcken
- sehr kleine Frauen sehen am besten in langen, engen Kleidern aus
- sehr große, kräftige Frauen wirken in champagnerfarbenen Roben ohne Applikationen und Rüschen am schönsten
Die Farbe Weiß
Warum trägt die Braut eigentlich fast immer ein weißes Kleid? Weiß symbolisiert Reinheit und somit sexuelle Unberührtheit; Modesoziologen sprechen auch von der nach außen gekehrten, weißen Wäsche der Braut. War eine Frau bei ihrer Hochzeit bereits schwanger, musste sie bis weit ins letzte Jahrhundert hinein in einem schwarzen Kleid vor den Traualtar treten, denn sie war sündig geworden, und die Sünde wird in schwarz dargestellt.
Als sich im Jahre 1600 Maria de` Medici mit Heinrich IV vermählte, trug sie als eine der ersten Bräute ein helles, mit goldenen Ornamenten besticktes Seidenkleid und leitete damit einen Wandel im höfischen Modegeschmack ein. 13 Jahre später heiratete Prinzessin Elisabeth von England in einem Brokatkleid in Silber und strahlendem Weiß. Jetzt begann der Siegeszug weißer Traumkleider – allerdings lange Zeit nur bei Königshäusern und Adel. Erst im 18 Jahrhundert setzten sie sich als Statussymbol reicher Familien durch und noch einmal 100 Jahre später schickte es sich für jedes ehrbare Mädchen, das in einer Stadt lebte, ein weißes Kleid zu tragen. Auf dem Land dagegen heiratete die Braut meist im Sonntagskleid oder in ihrer Dorftracht. Ein extravagantes Kleid war für die tägliche Arbeit einfach zu unpraktisch.
Der Einfluss der Königshäuser
Um 1920 änderte sich die bis dahin übliche Silhouette mit Korsage und weitem, langem Rock: Zur Zeit des Charleston trat die Braut schmal und geschlitzt vor den Altar und zeigte erstmals ihre Waden! In den 1950gern wollten die Bräute Petticoats, in den 1960ern weiße Minikleider, in den 1970ern manchmal Hippie-Outfits. Die 1980er Jahre wurden dagegen von Prinzessin Diana maßgeblich geprägt. Durch sie flackerte das öffentliche Interesse an Königshäusern und Adel wieder auf – und damit an den Hochzeitskleidern der hochwohlgeborenen Damen.
Das überdimensionierte Kleid von Prinzessin Diana 1981 erinnert inzwischen ein wenig an ein Baiser, wie selbst die Designerin Elisabeth Emanuel zugibt. Diese große, ausladende Rock, diese monströsen Puffärmel und die acht Meter lange Schleppe – dieses Kleid war damals wirklich dramatisch! Als Kate 2011 zum Altar schritt, um Dianas Sohn Prinz William zu ehelichen, diskutierte ebenfalls die ganze Welt ihr Brautkleid, und das Kleid ihrer Schwester Pippa gleich mit. Ob nun in den Königshäusern von Schweden, den Niederlanden oder Spanien der Bund der Ehe vollzogen wird – hunderte Fernsehteams und Fotografen sind dabei und zeigen uns jede noch so kleine Stickerei der kostbaren Umhüllung. Dagegen schreiten die Kronprinzen leider meist „nur“ in Uniform, und die ist seit langem unverändert und daher nicht sehr aufregend.
Und was tragen die geladenen Damen?
Eigentlich gilt für die Damen: keine trägt Weiß außer der Braut! In Frankreich und Italien gilt das überhaupt nicht, und auch hierzulande werden die Gäste manchmal extra um komplett weiße Kleidung gebeten, wie bei Sabine Christiansens Hochzeit. Vielleicht, damit der ganze Tag „rein“, also ohne Streitigkeiten ablaufen soll – und weil die ganze Gesellschaft auf dem Foto toll damit aussieht. Schwarz sollten die Mädchen und Damen auch nicht tragen, das bleibt Trauerfeiern vorbehalten. Also vielleicht rot? Gute Idee – wenn nicht die Braut besonders innovativ sein will und jetzt auch im knallroten Kleid durch die Kirche schreitet. Bei der anschließenden Feier findet sie dann so schnell keiner, da jede dritte geladene Freundin in Rot erschienen ist. Deshalb ist ein weißes Traumkleid absolut unschlagbar – auch, wenn die Dame des Herzens schon seit Jahren mit ihrem Herrn Richtig zusammenwohnt und vielleicht sogar Kinder mit ihm hat! Weg mit der Symbolik, her mit dem umwerfenden Kleid!
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